Ein Königreich für ein Gedicht
von Jürgen Bosse
Ein Gedicht, ein Gedicht, ein Königreich für ein Gedicht
wieviel Königreiche gibt es?
königliche Häupter?
wieviel Gedichte schrieb ich?
mehr als vorhandene Reiche?
Ich schreibe daran - hart
immer wieder
Wo bleibt du, mein Königreich?
mit Palast
mit gewienerten Böden
mit Lakaien, die mir jeden Wunsch von den Lippen lesen
jeden Abend köstliche zehn-Gänge-Menüs
mit Live-Programm, aus meinem Speisesaal übertragen
auf allen Fernsehkanälen
mit Volk, dass mich liebt
ich, in meinem Geldspeicher
bade
in Goldstücken
kein Banker warnt:
das Gold
von der Inflation gefressen
keine nervenden Streithähne
deren Zwist ich schlichte
keine Gespräche, die verstummen,
wenn ich dazu trete
keine Leibgarde
Wo bleibst du, König.
Königin?
überschreitest nicht die Grenze zu
meinem
Reich
seht nicht meinen
Reichtum
die Formen, Farben
das Spiel der Sonnenstrahlen
hört nicht das Wispern
der Müsik
das Rauschen des
Verkehrs
die Kraft der
Stille
Nur Bumm Bäm?
Niemand muss meine Wünsche kennen
nicht, dass er den Kopf verliert
kopflos wird
Was wünschte ich mir?
In der Küche stehen,
Spiegeleier wenden?
Wer weiß.
Behalt dein Königreich!
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