Masken
von Jürgen Bosse
Masken
Die Maske ablegen.
Ein Ausdruck der vor einem halben Jahr nur Jecken, Schauspielern, Politikern und Klinik-Clowns betroffen hätte.
Ja, Ärzte und Klinikpersonal auch. Oh, Entschuldigung – Lackierer und Menschen in Staubwolken ebenfalls.
Hat doch ein kleines Ding, wie ein Virus, eine große Wirkung. Das selbst ein Vermummungsverbot auf Demos
in ein Vermummungsgebot, von der Polizei überwacht, geändert wurde.
Früher verschandelten leere Zigarettenpackungen, zusammengeknüllt, den Wegesrand. Zieren ihn heute verlorene Einmalmasken, hellblau und mit weißem Bändchen für die Ohren. Die Bänder haben den Vorteil, dass Gevatter Wind im Herbst die verlorenen Blätter der Bäume und Büsche maskieren kann:
ein vorweihnachtlicher Baumschmuck sozusagen.
Welche Sicherheitsvorkehrungen tragen Juweliere, wo jeder den Laden betretende Maskierte, ein potentieller Räuber ist?
Liegt eine Pump-Gun unter der Theke? Oder haben sie den Laden geschlossen, weil sie wegen Dauerstress beim Arzt ihres Vertrauens sitzen. Oder haben sie wegen fehlender Solvenz, das Feld Amazon überlassen?
Sowieso der Online-Handel – was machen eigentlich Personen, die ihr Einkommen mit Tupper-Abenden aufbessern? Wie weit ist die IT mit in Romanen beschworenen 3D-Avataren? Luke Skywalker sei gegrüßt.
Nun, ja schwierig. Wie soll ein Mensch in Ruhe ein virtuelles Abbild einer Person entwickeln, wenn der Nachbar am Esszimmertisch seinen Senf, äh Beitrag, zu einer Videokonferenz gibt? Die Kinder auf dem linken Oberschenkel sitzen und um Aufmerksamkeit betteln? Zur Not ergießt sich der Tee in die Tastatur. Die Sprachsteuerung des Betriebssystems wurde für dieses Szenario aus Zeitgründen nicht getestet. Schade.
Aber SIRI lauscht begierig, zur Verbesserung der Sprachqualität natürlich.
Du könntest lispeln, Software-Entwickler können das, deine Sprache verschleiern, maskieren.
Aber würde deine Familie noch verstehen, was du mitteilen willst? Würden sie dich für bescheuert erklären?
Ganz abgesehen von den möglichen Folgeschäden für deine Kinder? Die Sprachtherapeuten hätten neue Patienten, wenn man sie denn ließ.
Mit Maske.
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