Warenkorb
von Jürgen Bosse
Früher beschrieb dies ein Drahtgeflecht aus - im besten Fall - Edelstahl, der Dinge des täglichen Lebens an der Kasse vor dem Herunterfallen bewahrte. Bevor diese Dinge in Plastiktüten gestopft wurden, um in den heimatlichen Bau getragen zu werden.
Plastiktüten - noch eine aussterbende Art, zumindest im Einzelhandel. Politisch gewollt und von der Müllbeutellobby proklamiert. Waren Plastiktüten der natürliche Feind des Müllbeutels - langlebig, wiederverwendbar. Am Ende seines Lebens konnte man die Plastiktüte mit Abfall befüllen und in die Tonne drücken. Versuche dies mit der, als Alternative gepriesenen, Papiertüte. Entsorge ölgetränkte Küchenpapiertücher. Was für ein Schweinkram.
Oder gehe mit einem - vielleicht grauen - Müllbeutel in den nächsten Supermarkt. Aufmerksame Blicke deiner Mitmenschen wären dir gewiss.
Später wurden Warenkörbe aus Kunststoff- man könnte auch Plastik sagen, würde aber einen Aufschrei der Mitarbeiter, der kunststoffverarbeitenden Industrie provozieren - hergestellt.
Heute haben Warenkörbe Rollen drunter und sind im Supermarkt extra large. Das soll den Kunden verleiten, neben seine eine Tafel Schokolade noch eine zweite zu platzieren. Sie sieht sonst so einsam aus.
Längst ist der Warenkorb ein Symbol für den Übergang von der analogen in die digtale Welt. Verdrängen Online-Shops den Einzelhandel, hat der (private) Verbraucher eine verbriefte Rückgabe im Online-Handel. Während er im Laden davon abhängig ist, dass der Verkäufer mit dem richtigen Fuß aufgestanden ist.
Auf Schritt und Tritt begleiten den digitalen Bürgen die Warenkörbe - eine Eintrittskarte ist, in einer zwanzig Meter langen Warteschlange vor dem Kassenhäuschen des Verbandsliga-Spiels einfacher online erstanden, als zwanzig Minuten später bei der Kassiererin. Und man verpasst nicht den Anpfiff.
Selbst zwei Tage vor Heiligabend auf der mit Lampen der City-Initiative stimmungsvoll illuminierten Obernstraße in Bremen. Menschen laufen vorbei, Einkaufstüten in den behandschuhten Händen. Streben nach Karstadt. Die Parfümerie-Abteilung hat endlich zu tun. Hundert Meter weiter, vor dem Rathaus, Roland, Domladen die Lichter des Weihnachtsmarktes zu Bratwurst, Schmalzkuchen und Eierpunsch. Vor der Straßenbahn wandelt ein Mann, teilt die Menschen mit dem Gebimmel der Glocke in seiner Hand.
Links neben dir an der Haltestelle glüht das Display eines Kartenverkaufsautomaten für Bus-Tickets. Unten links in der Ecke prangt der rote Button mit der Aufschrift:
"Warenkorb"
Schöne Weihnachten
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